Vom Matjes und anderem Fischerkram

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Das Café im Paradies

Wer fangfrischen Fisch liebt, muss früh aufstehen. Bei den Fischern von Usedom klingelt der Wecker sogar furchtbar früh. Morgens um 6 Uhr geht’s bei ihnen nämlich schon raus auf die Ostsee. Gerade ist Heringszeit und auch der Fischer Uwe Krüger aus Ahlbeck fährt, wenn es das Wetter erlaubt, derzeit wieder jeden Morgen mit seinem Kutter zum Fischen.

Wenn der alte Trekker die Meereswelle schließlich gegen halb Neun wieder auf den Strand zieht, warten dort nicht nur die Möwen auf seine Ankunft. Auch etliche Frühaufsteher, Eisbader und Fischliebhaber sind schon unterwegs.

Der Beruf des Fischers ist ein knochenharter Job. Mitten in der Nacht raus aus den kuschelwarmen Federn. Egal bei welchem Wetter draußen arbeiten. Auch am Sonntag. Und ist der Fang an Land, müssen die Heringe noch aus den Netzen gepuhlt werden. Die Politik, immer drastischere Fangquoten, aber auch Kormorane und Robben machen den Fischern das Leben schwer. „Es reicht nicht zum Leben, zum Sterben aber auch nicht“, sagt Uwe Krüger. Er ist der letzte hauptberufliche Fischer in Ahlbeck. Und auch in den anderen Inselorten werden die Fischer immer weniger.

Einen winzigen Hoffnungsschimmer, dass das Traditionshandwerk in Ahlbeck weiterleben kann, hat Uwe allerdings. Sein Enkel Nils will nämlich auch unbedingt Fischer werden, ist sogar schon in der Ausbildung. Seit er laufen kann, fährt er mit dem Opa zum Fischen raus. Etwas anderes kann und will er sich nicht vorstellen.

Zu Ehren des Fischerhandwerks finden jedes Jahr im März die Usedomer Fischerwochen statt. In vielen Restaurants dreht sich auf der Karte dann alles um den Hering. Auch außergewöhnliche Kreationen wie Kräuter-Matjes auf Rucola-Creme und Pumpernickel, Usedomer Rauch-Hering auf Kalbsfleischtatar oder Heringsbratwurst an Sanddorn-Espuma sind in mancher Lokalität zu finden. Höhepunkt der Fischerwochen ist das Koserower Heringsfest am 1. April, auf dem es nicht nur Hering in allen Varianten zu verköstigen gibt, sondern auch der Goldene Hering an das ausgefallenste Heringsgericht verliehen wird.

Doch zurück zu Uwe und seinem Kompagnon. Während die beiden in der Frühlingssonne fleißig Heringe puken – wie man bei uns dazu sagt – wird die Schlange interessierter Fischkäufer immer länger.

Heringe puken.
Hering satt: Nach dem Fangen ist vor dem Puken.
Sandra Grüning

Sandra Grüning - Redaktionsteam UsedomTravel

Ich bin Küstenkind. Durch und durch. Mein Herz schlägt für das Meer und die Insel, den Wind im Gesicht und die Weite im Blick. Doch mindestens genauso sehr liebe ich das Schreiben. Denn schreiben bedeutet Leben für mich. Seit vielen Jahren arbeite ich als Journalistin, Redakteurin, Web- und Werbetexterin. In meiner Textwerkstatt Küstenkind kreiere ich mit Leidenschaft, Feingefühl und Kompetenz Werbe-, Web- und Pressetexte, Blog-Beiträge und Bücher. Menschen und außergewöhnliche Orte faszinieren und inspirieren mich dabei – Immer auf der Suche nach neuen Geschichten und spannenden Projekten.

www.textwerkstatt-kuestenkind.de

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