Vom Glück des Findens

(Kommentare: 0)
Das Café im Paradies

Bernstein sammeln leicht gemacht

Gestern noch hat es ordentlich gestürmt. Die Wellen haben ihre Schaumkronen weit auf den Strand geworfen. Doch heute Morgen ist es klar und frisch und die Ostsee tut, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Gerade jetzt im Herbst, wenn die Stürme meist aus Nord oder Nordost kommen, ist die beste Zeit, die vielleicht beliebteste Ostseefundsache am Strand zu entdecken: Bernstein.

Denn im Herbst sind die Bedingungen dafür ganz besonders gut. Das Meer ist kühler und dichter und sorgt beim federleichten Bernstein für Auftrieb. Vor allem bei oder nach einem Sturm ist die Wahrscheinlichkeit hoch, das fossile Harz zu finden. Denn tobt die Ostsee wird der Meeresboden ordentlich aufgewühlt. Das fördert die Schichten zutage, in denen das so genannte Gold der Ostsee lagert. Beruhigt sich das Meer, wird der Bernstein bei anlandiger Strömung mit anderem Schwemmgut wie Treibholz, Algen, Tang und Muscheln an den Strand gespült. Dann lohnt es sich, durchs seichte Wasser zu waten und nach dem Meeresgold Ausschau zu halten.

„Gerade dort, wo schwarzer Spülsaum mit Schlick und Algen zu sehen ist, wird man am häufigsten fündig“, verrät Thomas Neumann, ein eingefleischter Bernsteinsucher. Der Wolgaster hat sich schon vor ein paar Jahren mit dem Bernsteinfieber infiziert. Sein größter Fund wog 266 Gramm und war ein ordentlicher, goldbrauner Klumpen.

Wenn Thomas auf Bernsteinsuche geht, sieht er schon ein bisschen verrückt aus. Er trägt eine Wathose, einen Kescher, eine Harke, eine Schwarzlichtlampe, ein mit Wasser gefülltes Glas und eine Stirnlampe auf dem Kopf. „Das ist unsere ganz normale Strandklamotte“, scherzt er.

Die meisten Bernsteinprofis gehen nachts sammeln. Denn mit der Schwarzlichtlampe sei der Bernstein besonders gut auszumachen. Das Harz fluoresziert leicht. „Es ist spannend, was das Schwarzlicht sonst noch alles sichtbar macht. Plastik, kleine Krebse… Eine Nachtwanderung ist immer ein Erlebnis“, erzählt Thomas.

Für alle, die nachts doch lieber schlafen, ist die Zeit zum Sonnenaufgang ideal. Denn durch die tief stehende Sonne leuchtet der Bernstein besonders schön. Ein Glas mit Wasser oder feuchtem Sand ist zum Sammeln am besten geeignet. Denn auch, wenn Weißer Phosphor, ein Überbleibsel aus Bomben des Zweiten Weltkriegs, sehr selten vorkommt, kann er sich bei Reibung in der Hand oder der Hosentasche leicht entzünden.

Wer sicher sein will, dass er tatsächlich Bernstein – und nicht einen schönen Stein oder Plastik – gefunden hat, für den gibt es ein paar Tricks, die Echtheit des Fundstückes zu testen. Zum Beispiel ist Bernstein so leicht, dass er in Salzwasser schwimmt. Bei einer Riechprobe würde Phosphor nach Chemie riechen. Bernstein dagegen hat einen leicht harzigen Geruch. Und bei der Fingernagelprobe soll Phosphor, laut Experten, weich wie Wachs sein. Klopft man mit dem Bernstein gegen die Zähne klingt er dumpf. Ein Stein dagegen klackert beim Klopfen gegen die Zähne hell.

Mit diesem Wissen kann’s nun also losgehen. Und wenn man erst einmal angefangen hat und den ersten Bernstein auf dem feuchten Strandsand ausgemacht hat, kann man nicht mehr aufhören. Denn mit dem Bernsteinblick kommt das Bernsteinfieber.

Sandra Grüning

Sandra Grüning - Redaktionsteam UsedomTravel

Ich bin Küstenkind. Durch und durch. Mein Herz schlägt für das Meer und die Insel, den Wind im Gesicht und die Weite im Blick. Doch mindestens genauso sehr liebe ich das Schreiben. Denn schreiben bedeutet Leben für mich. Seit vielen Jahren arbeite ich als Journalistin, Redakteurin, Web- und Werbetexterin. In meiner Textwerkstatt Küstenkind kreiere ich mit Leidenschaft, Feingefühl und Kompetenz Werbe-, Web- und Pressetexte, Blog-Beiträge und Bücher. Menschen und außergewöhnliche Orte faszinieren und inspirieren mich dabei – Immer auf der Suche nach neuen Geschichten und spannenden Projekten.

www.textwerkstatt-kuestenkind.de

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Top