Mit dem Rad die Insel entdecken

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Osterhase am Strand

Usedom ist ein Paradies für Pedalritter und Naturliebhaber

Die Füße planschen im seichten Ostseewasser, die Nase im Wind und die Gedanken schaukeln auf Schaumkronenwellen dem Horizont entgegen. Usedom besitzt einen wundervollen, mehr als 40 Kilometer langen Sandstrand. Doch auch hinter der Düne hat die Insel viel zu bieten. Sanfte Hügel, an die sich weite Wiesen und wogende Felder anschmiegen, uralte Buchenwälder und idyllische Dörfer. Wer die Natur liebt und gern aktiv unterwegs ist, für den ist Usedom ein Entdeckerparadies.

Vor allem für Radfahrer ist die Ostseeinsel ein echtes Erlebnis mit interessanten Routen und Ausflugsorten. Ein mehr als 200 Kilometer langes, gut ausgebautes Radwegenetz führt Bewegungsfreudige bis in die verstecktesten Winkel – weitab des Bädertrubels und des Autolärms. Die Strecken sind so vielfältig wie die Landschaft. Ob gemütliche Ausfahrt auf der längsten Promenade Europas zwischen Bansin und dem polnischen Swinemünde oder ambitionierte Tour mit bis zu 16-prozentigen Anstiegen auf dem Ostseeküstenradweg zwischen Koserow und Ückeritz – Usedom bietet Routen für jeden Anspruch. Und wer einen die Seele und den Magen stärkenden Stopp braucht, für denjenigen findet sich entlang der Radwege so manch süßes Café mit verlockenden Köstlichkeiten.

Auf dem eigenen Drahtesel durch die Landschaft radeln oder eines direkt vor Ort ausleihen?

Wer sein Rad nicht extra in den Urlaub mitnehmen will, kann sich auf der Insel bei gut ausgestatteten Fahrradverleihen ein hochwertiges Urlaubsbike mieten. Einer, der sich dem Verleihen von Fahrrädern mit Leidenschaft verschrieben hat, ist Ralph Schröder. Er und sein Sohn, der Fahrradmechatronikermeister Niklas Schröder, betreiben in Ahlbeck mit „Mietrad Usedom“ einen der begehrtesten Fahrradshops mit Verleih-Stationen in allen drei Kaiserbädern.

Was für Fahrräder vermietet ihr?

Ralph Schröder: Wir haben ungefähr 2000 Mieträder. Vom Tourenrad, über Mountainbikes, Kinderräder, Tandems oder Lastenräder bis zum E-Bike ist so ziemlich alles dabei, was der Fahrradmarkt derzeit zu bieten hat. Sogar E-Scooter haben wir mittlerweile. Am stärksten gefragt, sind jedoch E-Bikes.

Was ist das Besondere an eurem Leihservice?

Ralph Schröder: Jedes unserer Räder ist mit einem „Unplattbar“-Reifen“ von Schwalbe ausgestattet. Das heißt, es gibt keine nervigen Reifenpannen mehr. Sollte jemand dennoch mal eine Panne haben, braucht er oder sie uns nur anrufen. Wir haben einen inselweiten Pannen- und Lieferservice. Wir bringen die Räder auf Wunsch also auch direkt zur Ferienwohnung.

Was ist, wenn ich einen Hund habe oder ein Kind, das noch nicht Fahrrad fahren kann?

Ralph Schröder: Wir haben Kindersitze und Kinderanhänger und für Hunde Hundekörbe oder spezielle Hundeanhänger. So steht einer Radtour auch mit Kind und Kegel nichts im Weg.

Fahrt ihr selbst auch noch Fahrrad? Wenn ja, wohin? Und was sollte man auf jeden Fall auf eine Tour mitnehmen?

Ralph Schröder: Ich bin selbst gern mit dem Rad unterwegs. Am liebsten im Lieper Winkel. Warthe und Rankwitz sind meine Lieblingsecken. Auch die Usedomer Ecke mit der Karniner Brücke mag ich sehr. Da ist es noch schön ruhig. Wenn ich unterwegs bin, dann aber auf jeden Fall immer mit Helm. Ohne ist die Verletzungsgefahr einfach zu hoch.

Immer an der Küste entlang

Einer der bekanntesten Radfernwege, der über Usedom führt, ist der Ostseeküsten-Radweg. Er verbindet auf knapp 40 Kilometer auf gut ausgebauten Wald- und Asphaltwegen sämtliche Seebäder von Karlshagen bis nach Ahlbeck miteinander. Interessante Highlights wie die Seebrücken von Koserow oder Ahlbeck, das Atelier des bekanntesten Usedomer Künstlers Otto Niemeyer-Holstein an der schmalsten Stelle der Insel in Lüttenort, eine Stippvisite bei den Strandfischern oder die wundervollen Villen der Bäderarchitektur entlang der Promenade der drei Kaiserbäder laden zum Anhalten ein. Es geht zumeist durch den hinter der Düne befindlichen Küstenwald oder auf dem Deich immer schnurgeradeaus. Die Ostsee ist stets nur einen Steinwurf weit entfernt und lässt sich streckenweise sogar mit grandioser Aussicht blicken. An einigen Stellen zwischen Koserow und Bansin hat es der Weg jedoch in sich. Denn er führt das eine oder andere Mal bis zu einer Steigung von 16 Prozent auf und ab. Da braucht es schon gut Puste und Muckis in den Waden, wenn man sein Rad nicht schieben möchte. Zur Belohnung gibt es auf der Promenade der drei Kaiserbäder vom leckeren Fischbrötchen bis zum Sterne-Restaurant diverse Lokalitäten, die müde Glieder äußerst köstlich wieder munter machen.

Auf den Spuren des berühmten Malers Lyonel Feininger

Die Feininger Tour ist absolut malerisch. Denn sie führt auf einer Gesamtlänge von 56 Kilometern, die man auch abkürzen kann, an 43 idyllischen und romantischen Orten vorbei, die der deutsch-amerikanische Maler Lyonel Feininger vor mehr als 100 Jahren selbst des Öfteren mit dem Fahrrad erfahren hat, um sie dann in Grafiken, Aquarellen und Gemälden zu verewigen. Seine Motivstandorte sind jeweils mit einer bronzenen Platte im Boden gekennzeichnet. Feiningers Fahrradroute startet auf der Heringsdorfer Promenade. Dort hat Feininger etliche der schönen Bädervillen wie die Villa Oppenheim in Skizzen festgehalten. Weiter geht’s durch die Wiesen und Felder der so genannten Usedomer Schweiz. Keine Sorge, so hoch wie deren Berge wird es auf Usedom bei Weitem nicht. Die Usedomer Schweiz wird vielmehr das hügelige Achterland jenseits der Ostseeküste genannt. Hier befinden sich urige und verträumte Dörfchen wie Benz mit seiner Holländerwindmühle und einer kleinen Kirche mit einem wunderschönen Sternenhimmel. Feiningers Zeichnung der Benzer Mühle befindet sich heute übrigens im Besitz der Familie Rockefeller. Über das Wasserschloss von Mellenthin, die Zirchower Kirche und die Mühlenbake an der Swinemünder Hafeneinfahrt führt die Feininger Radtour schließlich wieder auf die längste Promenade Europas zur Seebrücke nach Ahlbeck zurück.

Versteckte Ecken im Usedomer Winkel entdecken

Wer gern ein wenig abseits des Urlaubertrubels ganz für sich die Natur der Insel genießen möchte, dem sei der Usedomer Winkel am Stettiner Haff empfohlen. Zwischen dem kleinen, schon im Mittelalter erwähnten Dörfchen Stolpe mit seinem schmuck restaurierten Schloss und der Zecheriner Brücke liegt ein kleines Naturparadies. Die Strecke selbst ist nur knapp 15 Kilometer lang, aber gespickt mit wunderschönen Weitsichten über das glitzernde Haff und die Wiesenlandschaft des Usedomer Sees. Auch von dieser Seite des Sees ist der Backsteinturm der Usedomer Marienkirche gut zu erkennen. Nur vereinzelt kommt man an Gehöften vorbei. Manch wuscheliger Alpakaschopf schaut mit großen Augen auf die vorbeifahrenden Radler. Im Sommer wird die Straße von unzähligen Mohn- und Kornblumen flankiert. In Ostklüne endet die Straße jäh im Wasser, denn hier befindet sich die Kehle, die knapp 50 Meter breite Verbindung des Usedomer Sees zum Haff. Ein Fährmann, ein uriger Pommer, setzt Menschen nebst ihren Rädern mit seinem kleinen Ruderboot Karla von Ostklüne nach Westklüne über. Einfach anklingeln. Die Nummer hängt neben dem Anleger. Von Westklüne führt eine kleine Asphaltstraße vorbei an den großen Obstplantagen der Usedomer Inselmühle bis zur Karniner Hubbrücke. Der eiserne Koloss hat bis 1945 das Festland mit der Insel verbunden und ist heute eines der größten technischen Denkmäler Deutschlands.

Tipps für eine gelungene Radtour auf Usedom:

  • Immer genug zu Trinken mitnehmen. Denn auf Usedom macht bekanntlich die Sonne Urlaub und scheint hier darum sehr viel mehr als sonst in Deutschland. Dehydrieren muss ihretwegen jedoch niemand.
  • Immer wetterfeste Kleidung im Gepäck vorhalten. Denn auf der Insel gibt es etliche Wetterscheiden, so dass man schnell mal unter einer Regenwolke hindurchfahren muss.
  • Die Nummer Ihres Fahrradverleihers nicht vergessen, damit Ihnen im Notfall immer geholfen wird.
  • Gegenseitig Rücksicht nehmen. Auf den Hauptwegen und Promenaden sind vor allem in der Hochsaison vom Spaziergänger über Inlineskater bis zum Radler oft viele Inselentdecker unterwegs. Wer dem Trubel entfliehen möchte, dem sei die Nebensaison angeraten oder eines der versteckteren Fleckchen auf der Insel.
Sandra Grüning

Sandra Grüning - Redaktionsteam UsedomTravel

Ich bin Küstenkind. Durch und durch. Mein Herz schlägt für das Meer und die Insel, den Wind im Gesicht und die Weite im Blick. Doch mindestens genauso sehr liebe ich das Schreiben. Denn schreiben bedeutet Leben für mich. Seit vielen Jahren arbeite ich als Journalistin, Redakteurin, Web- und Werbetexterin. In meiner Textwerkstatt Küstenkind kreiere ich mit Leidenschaft, Feingefühl und Kompetenz Werbe-, Web- und Pressetexte, Blog-Beiträge und Bücher. Menschen und außergewöhnliche Orte faszinieren und inspirieren mich dabei – Immer auf der Suche nach neuen Geschichten und spannenden Projekten.

www.textwerkstatt-kuestenkind.de

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