Wisentpark Usedom – Das Land der zotteligen Kolosse
Vom Huf bis zum Widerrist misst der Riese, der nur wenige Schritte vom Gatter entfernt entspannt in der Sonne döst, fast zwei Meter. Sein riesiger Kopf mit den gewaltigen Hörnern ist beeindruckend und flößt jedem Gegenüber sofort Respekt ein. Doch wenn man dem zotteligen Koloss in die tiefbraunen Augen schaut, erkennt man sein sanftes Wesen und die Bedachtsamkeit, die in jeder seiner Bewegungen liegt. Träge mahlen seine Zähne das frische Heu, während sich ihm ein ebenso zotteliger Kompagnon in gemächlichem Schritt nähert. Zur Begrüßung wiegen sie ihre riesigen Köpfe hin und her.
Wisente sind die größten Landsäugetiere Europas. Ein ausgewachsener Bulle wiegt locker eine halbe Tonne. Doch wer denkt, sie seien schwerfällig und langsam, irrt. Sie können bis zu 60 km/h schnell werden. Und sogar schwimmen können sie. Fast jedoch wären diese sanftmütigen Urviecher vor knapp einhundert Jahren ausgerottet worden. Der Mensch hatte sie in ihren Lebensräumen zurückgedrängt und extrem bejagt. Dabei bevölkerten Wisente Jahrtausende lang die weiten Ebenen Europas. Ihre Vorfahren reichen bis in die Eiszeit zurück. 1919 wurde allerdings der letzte, freilebende Flachlandwisent in Europa erschossen. Doch dank aufwendiger Zuchtprogramme, vor allem in Polen, gibt es mittlerweile weltweit wieder knapp 6500 ihrer Art.
Im Wisentpark Usedom in Prätenow leben gleich sieben Flachlandwisente und ein paar Kälber in einer Herde zusammen. Auch sie entstammen einem deutsch-polnischen Projekt. Auf dem idyllisch angelegten Gelände können sie fast das ganze Jahr hindurch besucht und bestaunt werden. Für die Anlage wurde kein einziger Baum gefällt. Die hohen Fichten auf dem Gelände sind Überbleibsel einer Weihnachtsbaumplantage, um die herum der Park errichtet wurde.
Damit die Tiere gut zu sehen und zu beobachten sind, ist die Herde tagsüber in einem 2500 Quadratmeter großen Schaugehege untergebracht. Abends darf sie sich dann im sechs Hektar großen Wald hinter dem Park vergnügen. Von einem Podest aus haben kleine und große Besucher einen freien Blick auf die Tiere. Ob beim gemütlichen Dösen in der Sonne oder beim genussvollen Verspeisen ihrer Mahlzeiten – die sanften Riesen können uns noch einiges in Sachen Entschleunigung und Genügsamkeit beibringen.
Auf dem Gelände des Wildparks gibt es viel über das Leben der zotteligen Wildrinder zu entdecken. Ein Rundweg führt vorbei an verschiedenen Holzhütten, in denen Infos anschaulich und spannend dargestellt sind. Es gibt ein Gehege mit Damhirschen und eines mit Wildpferden. Und auch die einstigen, aber bereits ausgestorbenen Wegbegleiter des Wisents wie die Säbelzahnkatze, das Wollnashorn oder das Mammut begegnen dem Besucher im Eiszeitpark in Lebensgröße.
Sandra Grüning - Redaktionsteam UsedomTravel
Ich bin Küstenkind. Durch und durch. Mein Herz schlägt für das Meer und die Insel, den Wind im Gesicht und die Weite im Blick. Doch mindestens genauso sehr liebe ich das Schreiben. Denn schreiben bedeutet Leben für mich. Seit vielen Jahren arbeite ich als Journalistin, Redakteurin, Web- und Werbetexterin. In meiner Textwerkstatt Küstenkind kreiere ich mit Leidenschaft, Feingefühl und Kompetenz Werbe-, Web- und Pressetexte, Blog-Beiträge und Bücher. Menschen und außergewöhnliche Orte faszinieren und inspirieren mich dabei – Immer auf der Suche nach neuen Geschichten und spannenden Projekten.