
Die Ostsee ist das Sehnsuchtsziel Nummer 1 für Meerliebhaber und solche, die sich zu uns aufmachen, um eben dieses zu werden. Das sanfte Rauschen der Wellen, die in Endlosschleife die Füße umspülen, während man selbst am Strand steht und die Weite bis an den Horizont genießt. Es ist nicht nur äußerst beruhigend, sondern schenkt neue Energie. Denn die Ostseebrise pustet unseren sonst so vollen Kopf ordentlich durch und schafft Raum für frische Gedanken.
Aber Usedom ist so viel mehr als Sommer, Sonne, Strand und Sandvergnügen. Hier gibt es ein paar Tipps, wie man Usedom einmal ganz anders erleben kann. Außergewöhnlich statt 0815.
Nummer 1: Mit einem Kaffee in der Hand den Sonnenaufgang am Strand erleben und in den neuen Tag hinein schwimmen

Der Blick über die Düne. Jeden Tag ist er anders. Aber immer wieder neu. Süchtig nach Weite finden die Füße von allein ihren Weg. Fordern Eile. Denn Vorfreude rauscht durch die Adern.
Der Sand unter den nackten Füßen ist noch kühl von der Nacht. Die Wellen werfen weiße Schaumkronen an den Strand. Der Kaffee in der Hand dampft und duftet sein Aroma in die erfrischende Morgenluft. Der Himmel kündigt den neuen Tag bereits mit einem zarten Rosa an. Es ist wie das Aufatmen vor dem Aufwachen. Hier in diesem Moment ist alles noch still. Mit einem majestätischen Flimmern schiebt sich die Morgensonne aus dem glatten Meeresspiegel heraus, weckt mit einem sanften Strahlenkitzeln den verträumten Frühaufsteher. Golden glitzert das Wasser auf der Ostsee.
Dieses Bild lässt einen nie wieder los. Die Luft. Die Zufriedenheit, die sich auf die Seele legt wie die Erinnerung an das Lachen eines Herzensmenschen. Man fühlt sich leicht. Frei von allem Müssen. Kopf aus, Herz an. Und raus aus den Klamotten. Denn es gibt nichts Schöneres, als an einem solchen Morgen, in den glitzernden Tag zu schwimmen. Mit jedem Zug der Sonne entgegen. Treiben lassen in diesen wunderbar einzigartigen Moment. Der beste Start in einen neuen Tag.
Nummer 2: In eines der Gipfelbücher auf der Insel eintragen

Höhenmeter lassen sich auf Usedom zwar nur schwerlich sammeln, denn Berge sind auf der Insel eher eine Seltenheit - auch, wenn wir auf dem Eiland eine Schweiz unser Eigen nennen. Von waschechten Kraxlern werden wir für deren Höhe doch eher belächelt. Das hält uns Inselkinder allerdings nicht davon ab, auf einigen unserer Erhebungen mit Gipfelbüchern oder Gipfelkreuzen aufzuwarten. Wer also einmal einen Usedomer „Berg“ erklommen hat, sollte sich unbedingt in eines dieser selbstverfassten Erlebnistagebücher eintragen. Wer kann schon von sich behaupten, auf dem platten Land einen Gipfel erstürmt und sich dort oben sogar verewigt zu haben.
Das höchste Gipfelbuch können Bergwanderer auf dem Streckelsberg finden. Mit seinen 58 Metern ist er die höchste Erhebung der Insel Usedom an der Außenküste. Es geht ordentlich bergauf und bergab, bis man sich schließlich auf der Aussichtsplattform wiederfindet, die mit einem traumhaften Ostseeausblick belohnt. In einem kleinen Kasten wartet das Gipfelbuch darauf, dass der Gipfelstürmer sein Aufstiegsabenteuer darin niederschreibt.
Das zweite Gipfelbuch befindet sich auf dem sagenumwobenen, 18 Meter hohen Jungfernberg im Lieper Winkel. Hat man den Gipfel erreicht, legt sich dem Wandernden ein wundervoller Ausblick auf das Achterwasser und die weiten Wiesen dieses stillen Winkels zu Füßen. Im Gipfelbuch hinter der Gipfelbank kann man Augenzwinkerndes über das beschwerliche Erklimmen andere Gipfelstürmer erlesen.
Das dritte Gipfelbuch hat es ganz besonders in sich. In einer kleinen, stillen Bucht im Örtchen Neeberg erstreckt sich die Stefanshöhe neben dem Kai eines winzigen und äußerst versteckten Naturhafens in den Himmel. Sage und schreibe zwei Meter misst die Erhebung. Aber sie wartet mit Gipfelkreuz, Gipfelbank, Gipfelbuch und einem traumhaften Rundumblick über die Krumminer Wiek bis hin zum Weißen Berg auf. Auch wenn der Aufstieg „knackig“ ist, ist das Ankommen ein außergewöhnlicher Glücksmoment.
Nummer 3: Einmal mit der Fähre von Ost- nach Westklüne übersetzen

Im Süden der Insel Usedom befindet sich der gleichnamige Usedomer See. Einst gehörte er zum Stettiner Haff, ist mit diesem heute allerdings nur noch über einen knapp 50 Meter breiten Zulauf, die Kehle, verbunden. Die Kehle kann man wunderbar zu Fuß oder mit dem Rad auf einem Ausflug erreichen. Die Straße, die über die rote Zugbrücke der Marina zu ihr auf der anderen Seeseite entlangführt, schenkt einen tollen Blick über den glitzernden See und die malerische Stadtsilhouette und bringt absolut ins Schwärmen. Im Sommer wird sie von unzähligen Mohn- und Kornblumen flankiert. Nur vereinzelt kommt man an Gehöften vorbei. Ansonsten ist man mit sich und der Natur allein.
Das eigentliche Highlight des kleinen Ausflugs befindet sich direkt am Überlauf vom Haff in den See. Hier freuen sich Karla und Arko darauf, den Wanderfreudigen oder Radbegeisterten von Ost- nach Westklüne überzusetzen. Die beiden Ruderboote gehören einem urigen Pommern, der als Fährmann seine Gäste nebst Hund und Rad mit trockenem Humor und Muskelkraft in gemütlichem Tempo über die Kehle übersetzt. Seine Nummer hängt neben dem Anleger. Einfach anklingeln. Das Grinsen wird breit, während man mitten auf dem Strom auf das weite Haff hinausschaut. Jetzt könnte die Zeit stehen bleiben.
Nummer 4: Mit dem SUP übers Achterwasser

Die darf auch beim nächsten Must-Do gerne stehen bleiben.
Umgeben von unberührter Natur schwimmt das Stand Up-Board lautlos über das Achterwasser. Schilfgesäumte Buchten reihen sich aneinander. Die Strahlen der tiefstehenden Sonne tauchen die Szene in traumhaft schönes Licht. Es ist, als schwebe man durch die Welt. Die Gedanken sind ausgeschaltet. Einfach nur sein. Das Glück spüren. Und die Welt aus einem anderen, langsam stillen Blickwinkel wahrnehmen. So fühlt es sich an, wenn man auf einem SUP geräuschlos über das Wasser treibt.
Das Stand Up Paddling ist ein Kinderspiel. Es erfordert lediglich ein bisschen Gleichgewichtsgefühl. Mit etwas Übung ist der Dreh schnell raus und das Vergnügen umso größer. Ausleihen und ausprobieren, kann man solch ein Stehboard an vielen Stellen auf der Insel. Die Windsport-Schule in Ückeritz, die Anlegestelle in Neppermin oder der kleine Strand von Pudagla sind die wohl schönsten Ausgangspunkte für romantische Sonnenuntergangspaddelvernügen. Denn zum Tagesende legt sich meist der Wind im Usedomer Hinterland und die Stimmung über dem Achterwasser ist paradiesisch. Wer die Augen offenhält, hat bei einer Achterwassertour gute Chancen, die tierischen Inselbewohner wie Seeadler, Biber, Eisvögel oder so manch ausgewachsenen Hecht aus der Nähe kennen zu lernen.
Nummer 5: Auf dem inseleigenen Jakobsweg pilgern

Den Weg zum Glück und zu ganz besonderen Inselecken, die nur sehr wenige kennen, finden Inselentdecker auf der Via Baltica, dem Usedomer Jakobsweg. Ja, auch auf Usedom gibt es einen der viele Wege, die bis ins spanische Santiago de Compostela führen. Der Usedomer Jakobsweg, der ganz sicher zu einem der schönsten zählt, beginnt im estnischen Tallinn und verläuft knapp 40 Kilometer über die Insel. Wer sich aufmacht, die Via Baltica zu erpilgern, auf den warten malerische Dörfer, unberührte Natur, weite Felder, stille Wälder und wundervolle Ausblicke.
Auf einer kleinen Holzbrücke gleich hinter der deutsch-polnische Grenze bei Garz beginnt der Usedomer Abschnitt. Die Route ist durchgehend mit dem Logo aller Pilgerwege markiert – einer gelben Muschel oder einem gelben Pfeil auf blauem Grund. Die Strecke führt über den 69 Meter hohen Golm, am kleinen Fischerdorf Kamminke vorbei über Feld-, Wald- und Deichwege ins sanfte Hinterland bis zur Zecheriner Brücke. Am Wegrand verführen kulinarische Zwischenstopps wie das Gartencafé „Zaubergarten“ in Prätenow oder die „Remise“ vis-à-vis des Stolper Schlosses zum Genießen und Auftanken. Auch durch die Stadt Usedom, die der Insel ihren Namen gab, führt die Via Baltica. Und in Inselecken, die so versteckt und einsam sind, dass sie vom Trubel in den Seebädern noch nie etwas gehört haben. Wer sich diesen Weg durch die zauberhafte Natur der Insel erläuft, sammelt Glücksmomente und Erinnerungsbilder, die bleiben, selbst wenn man längst wieder an anderen Orten weilt.
Sandra Grüning - Redaktionsteam UsedomTravel
Ich bin Küstenkind. Durch und durch. Mein Herz schlägt für das Meer und die Insel, den Wind im Gesicht und die Weite im Blick. Doch mindestens genauso sehr liebe ich das Schreiben. Denn schreiben bedeutet Leben für mich. Seit vielen Jahren arbeite ich als Journalistin, Redakteurin, Web- und Werbetexterin. In meiner Textwerkstatt Küstenkind kreiere ich mit Leidenschaft, Feingefühl und Kompetenz Werbe-, Web- und Pressetexte, Blog-Beiträge und Bücher. Menschen und außergewöhnliche Orte faszinieren und inspirieren mich dabei – Immer auf der Suche nach neuen Geschichten und spannenden Projekten.